Die ersten Entdecker-Schritte
Wieso ist aller Anfang eigentlich so schwer?
Menschenbabys sind aus evolutionsbiologischer Sicht Traglinge! Das bedeutet, sie kommen nicht voll entwickelt zur Welt und sind einige Zeit darauf angewiesen, dass wir sie tragen, stillen und ihr wisst natürlich was sonst noch alles...Unfassbar, aber wahr! Im Verborgenen arbeitet es auf Hochtouren!
In den ersten Wochen, Monaten und Jahren ihres Lebens entwickeln unsere Kinder all die unvollständigen Bereiche und arbeiten sich so von der absoluten Unselbstständigkeit letztendlich zu einem hoch kompetenten und extrem leistungsfähigen Erwachsenen.Mit unglaublicher Ausdauer trainieren sie Tag für Tag ihre Muskulatur und ihr Nervensystem. Anfangs ist das für uns Eltern oft nichteinmal erkennbar, da die Muskulatur teilweise so schwach ist, dass eine Anspannung gar keine Bewegung erzeugen kann (deshalb dauert es zb so lange, bis Babys ihren Kopf stabil selbst halten können).
Gut Ding will Weile haben und die menschliche Entwicklung dauert eine enorme Weile!
Jedes Baby braucht seine ganz eigene Zeit für dieses Training. Da so unglaublich viele Bereiche (Sinnessystem, Nervensystem, Bewegungsapparat, aber auch Verdauungssystem, Hormonsystem...) entwickelt werden, muss das ganze in Etappen und punktuell ablaufen. Es geht einfach nicht alles gleichzeitig! Das wäre, wie wenn man euch auffordern würde gleichzeitig die italienische Sprache, Volleyball spielen, mit Stäbchen essen und Tauchen zu lernen... ach ja und natürlich bekommt ihr parallel noch ne Midlife crises.Die Knirpse kämen locker 3x auf den Mount Everest... zumindest was das Durchhaltevermögen angeht!
Unsere Schätze sind zum Glück mit einem hoch effektiven und unerschütterlichen Motivationssystem ausgestattet! Genau deshalb geben sie nach dem 100sten Versuch nicht auf, sondern machen weiter!
So viel Hilfe wie nötig, aber so wenig wie möglich!
Unterstützung durch uns Erwachsene ist einerseits überlebensnotwendig, andererseits eben nur bis zu einem gewissen Grad ubd bestimmten Zeitpunkt sinnvoll. Wann dieser Zeitpunkt erreicht wird, bestimmen unsere Kinder!Im Spätherbst war es bei unserem Knirps soweit... er hat sich das erste Mal aus eigener Kraft einige cm vorwärts gezogen und seither gibt es kein Halten mehr!
Findet er ein Ziel, dass ihm "erreichenswert" erscheint, arbeitet er sich dorthin. Natürlich lernt sein Gehirn bereits seit Monaten die Möglichkeiten des Körpers realistisch einzuschätzen. Es steuert das ganze System aufgrund der gespeicherten Erfahrungen ganz geschickt zum Erfolg, lernt aber immer parallel die Erfolgschancen abzuwägen.
Und sie wissen ganz genau was sie wollen!
Wir spielen seither eine andere Rolle im Bereich Bewegungsentwicklung des kleinen Entdeckers! Er ist nun kein reiner Tragling mehr, sondern entdeckt die nähere Umgebung aus eigener Kraft. Wir unterstützen ihn darin, indem wir ihn nicht mehr ständig tragen! Und natürlich ziehen oder schieben wir ihn auch nicht. Genauso wenig, wie wir ihm die Gegenstände, die er erreichen will direkt vor die Nase legen.
Wir sichern ihn in seinen Bewegungen und schaffen gelegentlich Bewegungsanreize. Und natürlich entlasten wir ihn, wenn ihm die Kraft ausgeht.
Inzwischen erobert unser Jüngster alle erreichbaren Dimensionen und erarbeitet sich Bereich für Bereich. Natürlich hat er auch längst sowohl den kleinen, als auch den großen Entdeckerbereich für sich erobert und wird mit jeder neuen Entdeckung und jeder erworbenen Fähigkeit immer "kompetenter" und damit auch selbstständiger.
Natürlich sind alle diese Anfangsphasen zunächst anstrengend und es fällt uns Eltern immer wieder schwer die richtige Balance zu finden zwischen Unterstützung, Entlastung und Zurückhaltung. Gemeinsam mit unseren Kindern entdecken wir einen ganz eigenen, für unsere Familie sinnvollen Weg aus liebevoller Bindungsorientierter Begleitung und ganz viel Entdeckendem Lernen.
Begleitet uns hier auf unserer ganz persönlichen Entdecker Reise!
Die ersten Entdecker-Schritte
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